Einblick in das jüdische Leben in Augsburg
Die Synagoge als Ort der Begegnung und Erinnerung
Ein Besuch der Synagoge in Augsburg ist weit mehr als eine architektonische Entdeckungsreise − er ist ein
Tor zur Geschichte, zur Religion und zur Kultur einer der ältesten jüdischen Gemeinden Deutschlands. Die prachtvolle
Synagoge, 1917 im maurisch-orientalischen Stil errichtet, gehört zu den wenigen erhaltenen Großsynagogen in
Europa, die die Zeit des Nationalsozialismus überstanden haben. Heute ist sie nicht nur religiöses Zentrum,
sondern auch ein bedeutsamer Ort der Erinnerungskultur und des interreligiösen Dialogs.
Unsere Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe erhielten bei den Führungen tiefen Einblick in die
jüdische Lebensweise, die stark vom Glauben, von Traditionen und dem Zusammenleben in der Gemeinschaft
geprägt ist. Der Sabbat, der wöchentlich von Freitagabend bis Samstagabend gefeiert wird, ist ein
zentrales Element jüdischer Kultur. Auch die Speisegesetze spielen im Alltag vieler gläubiger
Jüdinnen und Juden eine große Rolle. Hier wird vermittelt, warum bestimmte Speisen erlaubt oder verboten
sind und wie religiöse Regeln den Alltag strukturieren.
Die Synagoge ist aber vor allem ein Ort des Gebets. Die jüdische Gebetskultur ist reich an Symbolen,
Liedern und Ritualen. Im Zentrum jedes Gottesdienstes steht die Tora, die fünf Bücher Mose. Sie ist die
heiligste Schrift des Judentums und wird in kunstvoll geschriebenen Pergamentrollen in einem besonders
geschützten Bereich aufbewahrt. Beim Betreten der Synagoge wurde eindrucksvoll vermittelt, mit wie viel
Ehrfurcht und Sorgfalt diese Schrift behandelt wird. Die wöchentliche Lesung aus der Tora ist ein
Höhepunkt des Gottesdienstes und folgt einem festen Lesezyklus, der sich jährlich wiederholt.
Die Lesung ist nicht nur religiöser Akt, sondern auch Ausgangspunkt für Reflexion und Auslegung −
ein lebendiger Teil der jüdischen Tradition.
Die Besichtigung der Synagoge in der Halderstraße ist ein Akt der Erinnerung und der Verantwortung.
Diese überstand die Reichspogromnacht 1938 nur, weil sie zwischen Wohnhäusern lag und ein Abbrennen
zu großem Schaden geführt hätte. Heute steht sie als lebendiges Mahnmal und als Ort, an dem jüdische
Geschichte erfahrbar gemacht wird.
Eine weitere Begegnung mit der Stadtgeschichte bot das wieder eröffnete Maximilianmuseum.
Im Herzen der Augsburger Altstadt gelegen, beherbergt das Museum bedeutende Exponate aus der Zeit
der Reichsstadt Augsburg. Dazu zählen unter anderem die originalen Bronzefiguren der berühmten
Prachtbrunnen von Hubert Gerhard und Adriaen de Vries, die im überdachten Innenhof, dem Viermetzhof,
ausgestellt sind. Ebenso beeindruckend ist die Sammlung von Gold- und Silberschmiedearbeiten,
wissenschaftlichen Instrumenten und kunstvollen Stadtmodellen, die einen lebendigen Einblick in die
Geschichte und das Handwerk der Region vermitteln.
Die Fachschaften Geschichte sowie Religion und Ethik blicken im Rahmen dieser Exkursion auf eine
gelungene Kooperation zurück und freuten sich über das positive Feedback der Schülerinnen und Schüler.
Stefanie Ulrich