Die Freiheit muss von jeder Generation neu verteidigt werden
Vor über 90 Jahren, am 22. März 1933, eröffnet in Dachau das erste Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Politische Gegner werden
von der SS zuerst nach Dachau verschleppt. Sie werden von Polizisten empfangen, das Wort „Schutzhaft” haben sie bisher noch nie gehört.
Einer der ersten Zwangsarbeiten für die Gefangenen war, einen Zaun um das Gelände zu ziehen, um sich selbst einzusperren. Bis zur
Befreiung des Lagers am 29. April 1945 mehr als 200000 Menschen aus 40 Nationen willkürlich inhaftiert, mindestens 41500 werden
ermordet oder sterben an Hunger, Krankheiten, Folter und an den Folgen der Lagerhaft.
Für das Fundament, auf dem innerhalb von zwölf Jahren das unvorstellbare Leid und Elend der Häftlinge entstehen konnte, brauchte es
anfangs nur wenige Monate. Dies alles geschieht unter der Ägide von Polizeichef Heinrich Himmler, der bereits früh plant, das Lager
unter die Kontrolle der SS zu bringen. Das Konzentrationslager wird Ausbildungsstätte für Wachmannschaften und SS-Führer, das
Lagerkonzept dient nur wenig später als Vorbild für weitere Arbeitslager, wie sie beispielsweise in Flossenbürg errichtet wurden.
Nach der Reichspogromnacht 1938 inhaftierte die SS verstärkt Juden und andere verfolgte Minderheiten wie Homosexuelle, Zeugen
Jehovas und Sinti und Roma. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden auch Menschen aus besetzten Gebieten Europas ins KZ Dachau
deportiert. Das Lager wird der erste Ort im Dritten Reich, an dem einem SS-Lagerkommandanten die alleinige Gerichtsbarkeit
zugeteilt und geltendes Recht erfolgreich außer Kraft gesetzt wird. Die SS schafft einen „Staat im Staate”, denn Haft
und Ermordung politischer Gegner waren dem Zugriff der Justiz entzogen.
Was bleibt heute von diesem unvorstellbar grausamen, minutiös geplanten Willkür-System? Es bleibt eine Aufforderung, die man
an jedem Ort der Gedenkstätte, platzieren könnte: Die uns so selbstverständlich erscheinende Freiheit muss von jeder
Generation neu verteidigt werden.
Umso wichtiger ist es, jeder Schülerin und jedem Schüler den Besuch einer KZ-Gedenkstätte zu ermöglichen. Im Geschichtsunterricht
der 9. Jahrgangsstufe ist diese Form der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus fester Bestandteil in Form einer
ganztägigen Exkursion, die bei allen Jugendlichen einen bleibenden, sehr nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat und
gleichzeitig für aktuelle politische Entwicklungen immer wieder aufs Neue sensibilisiert.
Stefanie Ulrich