Schüler-Austausch mit Budapest in Lindenberg (31. Januar bis 9. Februar)
Voller Aufregung durften wir am Mittwoch gegen 17.15 Uhr zwölf ungarische Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften
in Bregenz begrüßen.
Der erste Tag des Austauschprogramms startete mit der Begrüßung durch unsere Schulleiterin Frau Ulrich und mit einer Schulhausführung
für unsere Gäste. Bei einem „Speed-Dating” konnten sich alle gegenseitig kurz kennenlernen und trotz der sprachlichen Barrieren erste
Gespräche führen. Einen Mix aus Deutsch, Englisch, Händen und Füßen später testeten wir unsere neu gewonnen Erkenntnisse
über die jeweils andere Gruppe in einem Quiz, das die deutschen Gastgeber knapp gewannen.
Das Programm des diesjährigen Austausches stand unter dem Motto „Olympia”. Entsprechend durfte ein Besuch an der Skisprungschanze in
Oberstdorf nicht fehlen. In Staunen versetzte uns nicht nur die Tatsache, dass vor rund 100 Jahren die Skier für den Absprung noch knapp
50 kg wogen, sondern auch die jungen Athletinnen und Athleten, denen wir beim Training zusehen durften, sorgten für Begeisterung.
Am Wochenende, dessen Programm die Gastfamilien gestalteten, durften die Austausch-Gäste das Allgäu und auch die Stadt München
näher erkunden. Am Sonntag bekamen unsere Gäste auf dem Faschingsumzug in Scheidegg einen Einblick in die hiesige Faschingskultur.
So durften wir nicht nur die teilweise ausgefallenen Kostüme bestaunen, auch das Make-up der ein oder anderen ungarischen Schülerin
wurde „aufgewertet”.
Der traditionelle Besuch bei Lindenbergs Bürgermeister Herrn Ballerstedt, der ebenfalls unsere Gäste begrüßen wollte, fand
am Montag statt. Im Anschluss lernten unsere Gäste die Stadt Lindau im Rahmen eines Krimi-Spiels kennen, bei dem zur Lösung der
Aufgaben Teamarbeit gefragt war.
Auch der sportliche Teil kam nicht zu kurz, als am Wintersporttag die Teilnehmenden des Austauschprogramms das Eisstockschießen
ausprobieren konnten, um dann gleich im Wettkampf ihr Können unter Beweis zu stellen.
Getreu des Mottos war auch am Mittwoch wieder Sportsgeist gefragt: Eine von den deutschen Schülerinnen und Schülern
gestaltete Fun-Olympiade lud bei rund einem Dutzend Stationen zum Mitmachen ein: Von Maßkrug-Stemmen über Hockey-Golf und einem
Parcours, der blind bewältigt werden musste, war fast alles dabei. Es wurde getüftelt, viel gelacht und auch bei Team-Stationen
gezeigt, dass die Austausch-Paare sehr gut kooperieren können. Einen tollen Wettbewerbscharakter hatte die anschließende Phase, in
der jeweils die deutsche und ungarische Gruppe in weiteren Disziplinen gegeneinander antraten. Im anschließenden Piktogramm-Workshop
wurden die Stationen der Fun-Olympiade noch künstlerisch-kreativ gestaltet. Am Nachmittag erfuhren unsere Gäste bei einer
spannenden und kurzweiligen Führung im Hutmuseum einiges über die Rolle der Stadt Lindenberg bei der Hutproduktion im
Lauf der letzten 100 Jahre und nutzten am Ende die Möglichkeit, Erinnerungsfotos mit verschiedenen Hüten und Motiven aufzunehmen.
Eine ganz andere Art von Aktivität machten die Teilnehmenden am letzten Tag des Programms noch in zwei Workshops mit: Zum einen
durften alle aus Verpackungs- und Stoffresten kreative Stiftmäppchen nähen. In zwei Schulstunden wurde fleißig geschnitten,
gebügelt und mit der Nähmaschine genäht. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen! Parallel dazu wurde eine Chemie-Olympiade
durchgeführt, bei der die Schülerinnen und Schüler nach einer Sicherheitseinweisung selber experimentieren und eigene
Rekorde aufstellen konnten. Dass zwei Schülerinnen rund 90 Tropfen auf eine 2-Cent-Münze tropfen konnten, sorgte auch bei
ihrer Lehrkraft für großes Staunen. Ein Highlight waren auch die Experimente, bei denen die Teilnehmenden selbst Wasserstoff
verbrennen durften − immerhin haben die Gäste an ihrer Schule in Budapest keinen (!) Chemie-Unterricht. Das Brennen
eigener Goldmedaillen durch das Erhitzen verzinkter Kupfer-Münzen im Bunsenbrenner war für die ungarische Gruppe so
faszinierend, dass einige auch mehrere Medaillen für ihre Lehrkräfte vorbereiten wollten
Nach den gelungenen Workshops trafen sich alle Teilnehmenden abends im Musiksaal für eine Abschlussfeier, um das Programm
und den Austausch noch einmal Revue passieren lassen zu können.
Nach einer gefühlt viel zu kurzen Zeit, verabschiedeten wir am Freitag teils tränenreich unsere Gäste in Bregenz.
Mit der Vorfreude auf den Gegenbesuch im April ließ sich die Zeit aber problemlos überbrücken.
Gegenbesuch in Ungarn
Nach gerade einmal zwei Monaten startete die Gruppe aus Deutschland am 9. April die Reise zum Gegenaustausch. Knapp zehn Stunden
Zugfahrt später wurden wir herzlich am Bahnhof Budapest-Keleti empfangen. Der nächste Morgen begann mit der Begrüßung
in den Hallen des altehrwürdigen St. István–Technikums. Während der Schulhausführung wurden nicht nur die hohen Decken
bestaunt, auch die Schaubilder früherer Absolventen, die stets mit einem Motto versehen und im ganzen Schulgebäude zu
betrachten waren, boten uns einen Einblick in die Schultradition dort. Die anschließende Stadtrallye, bei der verschiedene
Facetten der aufregenden Stadt Budapest erkundet wurden, rundeten den ersten Tag ab.
Die nächsten Tage waren geprägt von einem abwechslungsreichen Programm: Den Tag der ungarischen Poesie erlebten wir
mit einem Picknick im Schulhof und einem Wettbewerb, bei dem auch die deutsche Gruppe kreative Aufgaben zu Literatur und Gedichten gestalten durfte.
Den Freitag begannen wir sportlich in Form einer Besichtigung der Margarethen-Insel mit dem Fahrrad. Den Höhepunkt des
Tages stellte definitiv der Besuch des Parlaments dar. Die Führung durch dieses imposante Gebäude wurde gekrönt durch
die Möglichkeit, einen Blick in den Raum der Jagd und über einen Balkon auch auf das Burgviertel auf der anderen Donauseite
zu erhaschen, was sonst in der offiziellen Führung nicht eingeplant ist.
Das Wochenende wurde von den Gastfamilien vielfältig gestaltet, wobei viele den herrlich sonnigen Samstag am Plattensee (Balaton) verbrachten.
Dass man unweit von Budapest auch in malerische Landschaften eintauchen kann, erfuhren wir am Montag bei unserem Ausflug nach Visegrád.
Die Anstrengungen bei der Wanderung zur Burg wurden durch den phänomenalen Ausblick von oben belohnt. Einige Runden auf der örtlichen
Sommerrodelbahn und ein leckeres Eis vor der Rückfahrt machten den gelungenen Ausflug perfekt.
Der Umschwung von sommerlich-sonnigen 30° C auf regnerisch-kaltes Aprilwetter ließ die digitale Schnitzeljagd am Dienstag im Burgviertel
buchstäblich ins Wasser fallen. Ein Besuch im Haus der Musik dagegen entschädigte uns mit einer eindrucksvollen Show im Sound Dome.
Manche nutzten die Gelegenheit aber auch dafür, lieber etwas Schlaf vom Wochenende nachzuholen.
Wie im Flug war die Zeit vergangen und schon der letzte Tag erreicht, an dem wir im Stadtteil Ferencváros das örtliche Fußballstadion
besuchten. Möglich wurde das, weil ein ehemaliger Schüler der ungarischen Lehrkräfte entsprechende Verbindungen hatte, danke dafür!
Bei einem letzten Besuch im Schulgebäude lud der Schulleiter unserer Partnerschule die gesamte Gruppe zum selbstgemachten Kesselgulasch
ein. Unter fleißiger Mithilfe der deutschen Gruppe konnte das Gulasch zügig im Hof vor sich hin köcheln. In der Zwischenzeit bekamen
die Teilnehmenden des Austauschs eine Lektion in ungarischem Volkstanz und lernten eine gemeinsame Choreografie. Mit dem leckeren Essen war
dann auch das offizielle Austauschprogramm beendet.
Mit vielen tollen Erinnerungen, ungarischen Lebensmitteln und Souvenirs im Gepäck trafen sich alle Teilnehmenden am Donnerstag, dem
18. April wieder am Bahnhof Budapest-Keleti. Schon vor der Abfahrt wurden Taschentücher und das frisch aufgetragene Make-up strapaziert.
Nicht wenige versprachen sich gegenseitig, sich auch nach dem Austausch wieder zu besuchen.
Fazit unseres Austausches ist, dass es sich immer wieder lohnt, aus der eigenen Komfortzone zu kommen: Fremde Personen in das eigene Leben und
sogar Zimmer zu lassen, neue Kulturen kennenzulernen und Zeit in einem Land zu verbringen, dessen Sprache man nicht beherrscht. Wir sind sehr
glücklich darüber, dass unsere Schülerinnen und Schüler diesen Weg beschritten haben und dabei neben schönen Erfahrungen auch neue Freundschaften knüpfen konnten
Veronika Amselgruber, Bünyamin Pehlivan